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Korsika - Eine Reise im Corona-Jahr

Auf leeren Autobahnen nach Livorno

Wir waren noch nie auf Korsika. Man soll früh die Fähre buchen, im Sommer sei es da ziemlich voll. Also buchen wir im Januar die Fähre. Dieses Jahr soll unser Hund mitkommen. Zum Zeitpunkt der Buchung ist Embolo noch nicht mal auf der Welt… 

Und dann kommt Corona. Mitten im Lockdown überlegen wir uns, was wohl im Sommer mit Korsika werden soll. Abwarten. Schliesslich kommt der Sommer und wir hören, dass die Grenze zu Italien, bzw von Italien nach Frankreich offen ist. Wir entscheiden uns zu fahren, obwohl wir in unserem Umfeld überall hören, man bleibe zu Hause, also in der Schweiz. 

Die Fahrt nach Italien ist schon seltsam. Schon oft waren wir zu dieser Jahreszeit unterwegs. Normalerweise steht man in Chiasso am Zoll im Stau, egal ob in der Nacht oder am Tag. Dieses Jahr ist da kaum ein Fahrzeug zu sehen. Auf der Autobahn in Italien sehen wir kaum Reisefahrzeuge - keine Wohnwagen, keine Camper, gar nichts. Im Appennin steuern wir gegen Abend einen Campingplatz an, den wir auf google gefunden haben. Das Tor ist offen, aber auf dem Platz ist niemand. Schliesslich kommen zwei Männer daher und erklären uns, dass der Platz geschlossen sei, nicht wegen Corona, man sei am Umbauen. Wir dürfen trotzdem bleiben, es gibt aber nichts, weder Wasser (haben wir selber), noch Strom (brauchen wir nicht) noch Unterhaltung (wir haben zwei Kinder und einen Hund, da ist für Unterhaltung gesorgt). Es wird eine ausserordentlich ruhige Nacht. Gar nicht schlecht, Embolo ist schliesslich das erste Mal auf einem Camping-Platz.

Tags darauf haben wir nur noch eine kurze Strecke nach Livorno und wir machen einen Abstecher nach Pisa, um den schiefen Turm anzuschauen. Die Kinder waren noch nie da. Rund um den Turm gibt es dann doch ein paar wenige Touristen. Auf dem Campingplatz (Agriturismo Lago Le Tamerici - sehr zu empfehlen) sagt man uns, wir können selber einen Platz aussuchen. Normalerweise wäre der Platz zu dieser Zeit voll. So kriegen wir einen Platz direkt am Ufer des Sees. Im Restaurant kriegen wir auch einen Platz und essen vorzüglich!

 

Die Überfahrt und Saleccia

Bei Dämmerung geht es los - die Fähre steht im Hafen bereit. Wie immer sind wir aufgeregt, wenn es aufs Schiff geht. Olivia befürchtet auch dieses Jahr wieder, dass das Schiff sinken könnte. Wir erinnern uns da an das Schiff, welches uns von Assuan (Ägypten) nach Wadi Haifa (Sudan) brachte, da sind wir auch nicht schiffbrüchig geworden und da hätte es uns nicht mal gewundert! Schliesslich klappt alles bestens, nur Embolo ist super-nervös. Die Überfahrt dauert fünf Stunden und Embolo findet erst ganz kurz vor Bastia den Schlaf - wir sind von den vielen Ablenkungsmanövern erschöpft! Am Vortag haben wir per E-Mail ein Formular erhalten, welches wir ausfüllen sollen. Frankreich will wissen, ob wir mit Corona in Kontakt gekommen wären. Sind wir nicht und einen Drucker haben wir auch nicht. Links und rechts von uns sind alle daran, das Formular auszufüllen. Wir lassen es drauf ankommen. Und siehe da, beim Verlassen der Fähre will niemand dieses Formular sehen. So landen wir in Bastia und los geht es in die Berge.

Wir nehmen uns vor, im Nord-Westen von Korsika zu bleiben. Als Korsika-Neulinge sind wir überrascht, wie vielfältig die Insel ist. Nach ein paar Kilometern Fahrt sieh alles anders aus. Wir überqueren auf der D81 die Insel von Ost nach West und checken im Camping A Stella ein. Auch hier könnten wir direkt am Meer einen Platz haben. Da stehen die wenigen Camper aber Türe an Türe und wir haben gerne etwas Platz. So finden wir im hinteren Teil einen Platz für uns. Embolo ist das erste Mal am Meer und er weiss noch nicht so recht, was er mit den Wellen anfangen soll. So bellt er sie an und flüchtet zurück auf den Strand. Entspannt baden ist für Regi und Sämi nicht drin, Gian und Olivia sind da entspannter und baden ausgibig.

Der Platz ist in Ordnung aber nicht der Brüller. Wir ziehen weiter. Wir wollen an den Saleccia-Strand. Der wurde uns immer wieder empfohlen. An den Strand führt eine 12 Kilometer lange Naturstrasse. Schilder warnen von Unebenheiten und man müsse mit 4x4 die Piste befahren. Bevor wir die Piste finden, sehen wir überall am Strassenrand Anbieter von Navette-Autos. Da kann man sein Auto stehen lassen und mit einem hochbeinigen Patrol oder Land Rover sich an den Strand fahren lassen. Wir fahren mit unserem Landy und sind überrascht, wer sich da alles tummelt. Das scheint der ultimative Off-Road-Spass zu sein. Wir sehnen uns nach den Pisten von Afrika…

Der Stand ist tatsächlich umwerfend! Der Sand fast weiss, das Wasser türkis. Der Camping U Paradisu ist der Treffpunkt aller Off-Road-Freeks. Wir sehen einen Duro, Toyos, etc aber auch ein paar VW-Camper. Respekt, wir finden, so ein bisschen Bodenfreiheit ist von Vorteil und wie man mit so einem Bus dahin kommt ohne Schaden wundert uns. Der Platz ist nett, der Abend im Restaurant wirklich toll und tatsächlich fühlen wir uns ein bisschen wie auf dem afrikanischen Kontinent.

Asco Tal und Monte Cintu

Unsere Reise führt uns weiter ins Hinterland. Wir wollen ins Asco-Tal. Die Reise ist auch wieder sehr kurzweilig, die Landschaft traumhaft. Auf dem Camping Tizarella machen wir halt. Von hier aus sieht man den Monte Cintu, den höchsten Berg von Korsika. Regi und Sämi haben funkelnde Augen: Wie kommt man da rauf? Vorerst baden wir im Pool (vor allem die Kinder) und am nächten Tag im Asco. Der Fluss ist super schön und Leute hat es kaum (ach ja, es ist Corona-Zeit, normalerweise sei der Bach voll).

Es geht weiter auf der D84 nach Lozzi, wo wir auf dem Camping L'Arimone halt machen. Wir werden ausserordentlich freundlich empfangen und es gefällt uns hier in den Bergen sehr. Ok, die Kids vermissen das WLAN und den Pool, die Eltern träumen vom Monte Cintu.

An der Reception sagen sie uns, man wäre mit Wandern in 8 bis 10 Stunden auf dem Gipfel. Sämi findet, er würde am nächsten Tag um 5 Uhr aufstehen und auf den Gipfel laufen, das wäre dann in 5 bis 6 Stunden (hin und zurück) zu schaffen. Regi findet das super und schliesslich stehen wir beide um 5 Uhr auf. Die ersten 600 Höhenmeter sind auf einer Naturstrasse auf die Alp recht einfach zu bewältigen. Wir erleben den Sonnenaufgang unterwegs. Wunderschön. Nach der Alp markieren Steinmannli den Weg. Zu Beginn folgt man einem Bach, dann steigt der Weg steil auf, es geht durch Büsche und der Weg verzweigt in viele Wege. Irgendwann stehen wir in einer Geröllhalde und sehen keine Markierungen mehr. So suchen wir den Weg selber und sind irgendwann dann doch auf dem Grat. Da treffen wir auf Wanderer, welche auf der GR20 (Weitwanderroute) unterwegs sind. Wir erklimmen auch noch die letzten Höhenmeter und stehen kurz nach 9 Uhr auf dem Gipfel. Eigentlich wollten wir um 11 Uhr wieder auf dem Camping sein. So wird es dann fast 13 Uhr, bis wir wieder unten sind. Wo es möglich war zu laufen, sind wir gelaufen, im Geröll und auf den Felsen ist gehen angesagt. Wir melden an der Reception, dass die 8 bis 10 Stunden auf den Gipfel schon für sehr sportliche Menschen sei…