Toubab

28. Februar 2012 – 2. März: Mit Nervenkitzel nach Cape Town...

Eigentlich sollte es eine «easy» Fahrt bis nach Cape Town werden. Aber natürlich kommt es wieder einmal ganz anders: Der Grenzübertritt erfolgt soweit geordnet und ohne Zwischenfälle (fast: die Zöllnerin schafft es doch tatsächlich, beim Carnet beide statt nur einen Coupon herauszutrennen – zum Glück bemerkt Sämi das Missgeschick, kann intervenieren und uns eventuelle Probleme bei der Ausreise ersparen). Die ersten Kilometer auf südafrikanischer Strasse spulen wir zügig und ohne grosse Wow-so-schön-Ausrufe ab und machen Einkaufshalt in Springbok. Etwas weiter südlich können wir bei einem sehr freundlichen Südafrikaner hinter dem Hotel übernachten und dürfen sogar seinen privaten Pool benützen – so begeistert ist er von unserer Reise. Aber das Bad im kalten Wasser ist nur von kurzer Dauer: Wir frieren schnell, denn es ist unglaublich, aber die 200 km Fahrt südwärts haben uns wieder in deutlich kühleres Gebiet verschlagen. Gestern Abend haben wir noch bis spät in der Nacht in kurzer Kleidung draussen gesessen und geschwitzt und nun streifen wir uns noch vor Sonnenuntergang Jeans und Faserpelz über. Die positive Kehrseite: Wir schlafen wieder besser!

Es zieht uns nach Kapstadt. Wir wollen aber einen Abstecher über die Atlantikroute machen und da nochmals eine Übernachtung einlegen. Dafür müssen wir aber (entgegen unseren Erwartungen) relativ holprige Pisten fahren. Jenu! Wir freuen uns, schon bald wieder den Atlantik zu unserer Rechten zu haben und passieren kleine gottverlassene Dörfer und Buchten. Wir müssen sogar ein paar km auf einer Privatstrasse fahren und dafür Zoll bezahlen (ca. CHF 3). So weit so gut.

Nach einer holprigen Umfahrung einer Baustelle wartet endlich wieder glatte Teerstrasse auf uns und wir können die Fahrt beschleunigen. Auf voller Fahrt überholt uns plötzlich ein hupendes Auto und winkt uns von der Strasse. Was soll das??? Der Mann springt aus seinem Fahrzeug und sagt, die Baustellenarbeiter hätten gesehen, dass unser Dieseltank in abnormer Lage wäre und hätten ihn beauftragt, uns einzuholen und aufzuhalten. Tatsächlich: Die hintere Halterung des Tanks ist gebrochen und der Tank hängt schräg nach unten. Der Tank ist noch fast voll und es ist nicht auszudenken, was passiert wäre, wenn die vordere Halterung auch noch gerissen wäre... Auf jeden Fall eine Panne grösseren Ausmasses! Wir hatten ein Riesenglück, dass wir an der Baustelle gesehen wurden (eben doch ein Vorteil, dass die afrikanischen Strassenarbeiter oft und gerne rumstehen und nicht am Schuften sind)! Zum Glück hat Sämi nicht zu wenige Span-Gurten mitgeführt und kann so den Tank mit Hilfe des Wagenhebers provisorisch hochbinden, während ich die Kinder im Auto bei Laune behalte (aussteigen ist an dieser verkehrsreichen Schnellstrasse unmöglich), was nach einem langen Reisetag nicht ganz einfach zu bewerkstelligen ist. Mit notdürftig geflicktem Tank steuern wir Velddrif an. Hier soll es sogar einen Camping geben. Also nichts wie hin! Aber ein verlassener Platz und ein penetranter Fischmief von der hiesigen Fischfabrik vertreiben uns von diesem Kaff und so nehmen wir halt nochmals ein paar km unter die Räder, um in Langebaan einen neuen Übernachtungsversuch zu starten, welcher schliesslich auch glückt – und erst noch direkt am Meer.

Jetzt bleiben uns noch 150 km bis nach Kapstadt und die schaffen wir nach langsam-vorsichtiger Fahrt auch und lassen uns im Norden der Stadt, am Strand von Melkbos, auf einem netten Platz nieder. Da wir erst am Montag die Schildkröte in die Iveco-Werkstatt bringen können, verbringen wir hier ein angenehmes Wochenende und nehmen uns wieder mal etwas Familien-Zeit, d.h. es werden Spiele gespielt, Bücher erzählt, Bastelarbeiten gefertigt.

Das Allerbeste aus Sicht der Kinder kommt aber jeweils am Abend: Baden in der Badewanne! In Südafrika gibt’s beinahe auf jedem Camping nebst Duschen auch Badewannen – Olivia und Gian geniessen die für einmal andere abendliche Wäsche in vollen Zügen!

 

3. – 12. März 2012: Cape Town – Kap der guten Hoffnung – Transafrika geschafft!

Am Montagmorgen, 5. März, ist früh Tagwache, denn wir müssen um 7.30 Uhr in der Werkstatt sein. Wir setzen auf Schweizer Pünktlichkeit und wollen nicht zu spät da sein. Aber auch Südafrika ist noch in Afrika und so dauert es fast bis um 8.30 Uhr, bis wir endlich den Schlüssel übergeben und die Werkstatt in Richtung Shopping Mall, wo wir diesen Tag verstreichen lassen wollen, bis zum Abend verlassen. Nach einem langen Tag Reparatur können wir die Schildkröte wieder haben und fahren mit neuer Tankhalterung und endlich gut gemachten Bremsen deutlich entspannter wieder los.

 

Am nächsten Tag wechseln wir auf die Südseite der Stadt. Auf der Cape Peninsula gibt es wunderschöne und atemberaubende Strassen zu fahren. Was für ein schöner Fleck Erde! Ein Campingplatz in der Nähe des Strandes (natürlich wieder inkl. Badwanne!) soll für ein paar Tage unsere Bleibe und Ausgangspunkt für Tagesausflüge auf der Halbinsel und zum Kap der guten Hoffnung sein.

Am 7. März machen wir uns auf zum Kap. Morgen vor genau sieben Monaten sind wir aufgebrochen. Und nun stehen wir also am Kap der guten Hoffnung und sind überwältigt von der Schönheit der Natur an der südwestlichsten Spitze Afrikas und natürlich bewegt, endlich hier zu stehen und das südlichewestlichste Ende des Kontinentes erreicht zu haben. Die Transafrika ist nun geschafft und wir haben grosse Freude. Natürlich sind wir nicht alleine hier – der Andrang an Touristen ist auch trotz «low season» gross (wie geht das wohl in der Hochsaison zu und her hier???). Wir müssen uns also diese Sehenswürdigkeit mit einigen anderen Touristen aus aller Welt teilen und es ist schwierig, das vorgesehene «Siegerfoto» ohne menschlichen und motorisierten Hintergrund zu schiessen. Aber wir trösten uns mit der Tatsache, dass wir hier und heute die Einzigen sind, die den langen Weg hierher mit dem eigenen Fahrzeug gefahren sind und wir sind heute auch wieder mal beliebtes Fotosujet. Nimmt uns ja schon Wunder, wie oft unsere Schildkröte in den vergangenen sieben Monaten abgelichtet wurde… Zugegeben: Ein bisschen stolz sind wir schon auf das Erreichte.

Wie wir picknickend das Meer und die Landschaft geniessen und die im Meer wild herumtollenden Delfine beobachten, werden wir plötzlich von «alten Bekannten» angesprochen: Ein deutsches Paar, welches in Südafrika lebt, haben wir damals in Bagamoyo (Tansania) auf dem Campingplatz getroffen und nun sehen wir uns am Südkap wieder. Die Welt ist klein!

Der Tagesausflug endet wieder in Kometjie, wo wir schon letzte Nacht gestanden haben, aber nicht, bevor wir den Pinguinen in der Boulders Bay bei Simon’s Town einen (lohnenswerten!) Besuch abgestattet haben. What a wonderful day today!

 

Weitere schöne und mit Überraschungen gespickte Tage erwarten uns in Kapstadt: Der Besuch des Tafelberges, des Two Ocean’s Aquariums und die zufällige Begegnung mit Peter Herzog aus Zug mit seinem roten Unimog, der – wie jedes Jahr – hier den europäischen Winter verbringt. Peter kennt Kapstadt und Umgebung ausgezeichnet und hat jede Menge Tipps auf Lager. Er führt uns über landschaftlich extrem reizvolle Nebensträsschen mitten in die City von Kapstadt, zeigt uns, wo wir in unmittelbarer Nähe vom Fussballstadion und der Waterfront sicher auf einem Parkplatz übernachten können und schliesslich, wo wir unsere Schildkröte parken können, um die Waterfront und die City zu erkunden. Olivia und Gian schliessen Peter fest in ihre Herzen – vielleicht, weil er denselben Vornamen wie ihr Nonno trägt. Nein, bestimmt auch, weil er ein liebenswürdiger Mensch ist.

 

Am Sonntag, 11. März, müssen wir uns von Peter verabschieden, weil wir Besuch aus der Schweiz erhalten: David, Sämi’s Bruder und Gian’s Götti, wird während einer Woche unser Reisegefährte sein. Das Wiedersehen mit David ist herzlich und die Freude an seinen Mitbringseln (allerlei Schweizer Hartkäse, ein Megapack Cervelats und Lego’s für die Kinder) riesengross. Danke, David! Wir sind eben immer noch typische Schweizer…

 

11. – 17. März 2012: Rundreise mit Begleitung und einem Highlight nach dem andern…

Zu fünft erkunden wir das Western Cape: Zuerst der Küste entlang, wo wir das grosse Glück haben und vom Sandstrand aus Wale beobachten können und schliesslich bis ans Kap L’Agulhas. Nun ist der südlichste Punkt Afrikas definitiv erreicht! Jetzt heisst es endgültig «umdrehen», Kurs Nord. Das ist ja schon ein Highlight für sich. Aber das lässt sich tatsächlich noch toppen: Wie wir ein Gruppenfoto knipsen und auch David mit auf dem Bild haben wollen, sprechen wir ein älteres Paar an, ob sie uns ablichten würden. Selbstverständlich. Das Paar merkt, dass wir Schweizer sind und fragt uns, woher wir seien. Ah, Wülflingen, sie würden auch in Winterthur wohnen. Und da macht es bei Sämi «klick»: Der Mann, der ihm gegenüber steht, ist kein anderer, als Peter Christmann, sein Englischlehrer aus der Kantonsschule. Er weilt mit seiner südafrikanischen Frau in de Ferien hier. Was für ein Zufall und was für eine Freude!!!

Über ein Stück der Route 62 (die Route 66 von Südafrika) fahren wir über Bergpässe und durch Rebberge, vorbei an Schluchten und kleinen Seen durch schmucke Ortschaften und Städtchen… Ähnlichkeiten mit der Heimat sind immer wieder auszumachen. Das Heimweh-Herz schlägt höher. Eine wunderschöne Gegend!

Die Rückkehr nach Kapstadt ist leider nicht so wunderschön – zumindest, was das Wetter angeht. Nebel hat die Stadt und ihr Wahrzeichen, den Tafelberg, fest im Griff und kaum haben wir den Stadtrand erreicht, beginnt es zu regnen. Herbststimmung! Wir fahren trotz Nässe die vermeintlich schönste Strecke der Welt, den Chapman’s Peak Drive, eine ca. 7 km in den Felsen gehauene Strasse der Atlantikküste südlich von Kapstadt entlang und wir sind einstimmig der Meinung, dass diese Strecke zwar sehr schön, aber nicht zwingend die schönste der Welt ist. Korsika, Sardinien und Kroatien können das auch bieten. Der Unterschied: Der Chapman’s Peak Drive ist gebührenpflichtig. Stolze CHF 15 kostet uns das kurze Vergnügen.

Aber gegen Abend lässt der Regen wenigstens nach und dem letzten Grillabend mit David kann nichts mehr im Wege stehen. Auf dem Chapman’s Peak Caravan Park treffen wir auch wieder auf unseren Unimog-Peter und so erwartet uns ein vergnüglicher Abend zu sechst.

 

Eine Peninsula-Rundfahrt und ein gemütlich-feines Nachtessen an der Waterfront schliesst die gemeinsame Zeit mit David ab. Er muss am Sonntagmorgen in aller Frühe auf den Flieger nach Angola, wo er einen Arbeitseinsatz hat. So übernachten wir auf dem Carparkplatz direkt am Flughafen und das klappt problemlos. Niemand stört das. Wir sind eben doch noch in Afrika…

18. – 22. März 2012: On the road again… oder besser: To the workshop again… Scherben bringen Ärger… aber (hoffentlich) auch Glück!

Es sollte eine gemütliche Etappe werden heute. Noch vor Mittag erreichen wir Franchhoek, ein hübscher Ort inmitten der sehr reizvollen Rebbergglandschaft, die dank den französischen Calvinisten, die Reben-Setzlinge hierher brachten und aufzogen, entstanden ist (daher der Name Franchhoek). Der Hunger plagt uns noch nicht und einen Campingplatz können wir auch nicht entdecken, also wollen wir noch etwas zufahren, um dann später einen Mittagshalt einzulegen. Da unser Jüngster schlechte Laune seit Abfahrt am Flughafen heute Morgen hat wegen einer Bagatelle (zumindest aus Elternsicht), permanent quengelt und damit trotz mehrmaligen Aufforderungen nicht aufhören will, platzt dem Papa der Kragen und knallt die Türe heftiger wie üblich zu. Die Scheibe der Fahrertüre zerfällt in tausend kleine Scherben!!! Jetzt ist es tatsächlich absolut ruhig im Auto. Operation geglückt, aber dennoch wäre es praktisch, wenn die Scheibe noch ganz wäre… Und dann folgt das grosse Aufräumen. Wir fahren bis Worcester und verbirngen die Nacht auf dem weit und breit einzigen Campingplatz, den wir nach langem Suchen endlich finden (auch das noch!) und der sehr schmutzig und heruntergekommen ist (und nochmals ein Ärgernis – passt ja bestens zum Tag…).

Aber die Firma Glasfit in Worcester ersetzt uns die Scheibe innert zwei Stunden und flickt sogar noch die Steineinschläge an der Windschutzscheibe, die wir seit Tansania mitführen. Der Preis: CHF 50 für alles. Da sind wir aber günstig davon gekommen! Dennoch: Der Sohnemann muss künftig mit wirkungsvolleren Methoden besänftigt werden…

Wir folgen der Route 62 weiter und machen Halt beim legendären Ronnies Sex Shop (nein, keine Sorge um unsere Kinder, es ist nicht wirklich ein Sexshop, absolut jugendfrei…) und bei den Hot Springs am Warmwaterberg, erforschen die Cango Caves bei Oudtshoorn, bevor wir über kleinste und sehr malerische Bergsträsschen (wir haben das Verbotschild für Lastwagen «übersehen») wieder an die Küste fahren um der berühmten Garden Route zu folgen.

 

22. – 28. März 2012: Garden Route und Käsefondue

Der Herbst hat Einzug gehalten! So schön das Bild, das die verfärbten Bäume vor stahlblauem Himmel abgeben, so unangenehm der Herbststurm, der uns in Plettenberg Bay um die Ohren pfeift und uns einen gemütlichen Abend an der Lagune verunmöglicht. Wie froh wir doch wieder einmal um unser gemütliches Innere der Schildkröte sind! Und wie toll ist das zufällige Wiedersehen hier mit Ulf und Marret, welche wir in Livingstone/Zambia kennen gelernt haben. Südafrika ist so riesengross, aber unsere Wege haben sich tatsächlich wieder gekreuzt. Das spielen schon viele Zufälle mit… Unsere Reise ist geprägt von solchen Zufällen und das ist echt toll!!! Es vergeht auch kaum ein Tag hier im südlichsten Land, ohne dass wir Schweizer (ob Auswanderer oder Touristen) treffen. Manchmal ist es fast ein bisschen viel, wenn wir im Tag mehrmals die Standardfragen «Seid ihr denn alles gefahren? Wie lange unterwegs? Wie war das mit den Kindern? etc.» beantworten müssen…Handkehrum macht es natürlich Freude, die vertraute Sprache zu hören… Es sind v.a. unsere Kinder, die manchmal finden, wir sollten nicht immer Zitat Olivia: «so viel mit den Touristen schwatzen».

In The Crags (nur wenige km von Plettenberg Bay entfernt) sind wir zu Besuch bei Barbara und Res. Das Wiedersehen mit den beiden überaus sympathischen Bernern resultiert ebenfalls aus einer Zufallsbegegnung (in Swakopmund - Namibia). Fünf wunderbare Tage (inkl. Käsefondue!) dürfen wir auf ihrem Anwesen verbringen und ziehen schliesslich nur schweren Herzens ostwärts weiter. VIELEN DANK nochmals, Barbara und Res! Wir hoffen ganz fest, dass ihr uns in ca. 2 Monaten auf unserer Reise ein Stück begleiten könnt…

Die Garden Route macht ihrem Namen alle Ehre: Es ist wirklich unglaublich grün hier, die Wälder sind dschungelartig dicht und wir entdecken hier Blumen und Pflanzen, die wir noch nie zuvor gesehen haben. Und die Strände sind riesig lang und unberührt! In Jeffrey’s Bay können wir Delfinen aus nur 15 m Distanz beim Wellenreiten zusehen, der Sonnenuntergang ist dramatisch, wir sind gerührt… Weniger erfreulich startet der nächste Morgen, weil wir feststellen müssen, dass Sämi’s Laufschuhe über Nacht gestohlen wurden. Ausgerechnet heute Nacht trieb ein Dieb sein Unwesen auf diesem laut Polizei ruhigen Platz und erleichterten auch andere Camper um ihre Gasflasche (Dank Sämi’s Schuhen konnte der Dieb dann schnell abhauen)…

28. – 31. März 2012: Welcome back to Africa!

Eine seit Langem wieder mal lange Fahrt bringt uns ins Eastern Cape. Östlich von East London tauchen wir ein in ein anderes Südafrika: Wir fahren in die Transkai, das erste (ehemalige) Homeland. Welcome back to black Africa! Jetzt hat es wieder Schafe und Rinder auf der Strasse, Früchte- und Gemüsemärkte, halsbrecherisch fahrende Sammeltaxis, überall Abfallberge, schlaglochübersäte Strassen, kaputte Fahrzeuge am Strassenrand, bettelnde Kinder, … - Afrika, wie wir es bis und mit Zambia erlebt haben. Die Transkai fristet jedoch ein trost- und hilfloses Dasein. Es scheint uns, dass trotz dem Ende der Apartheid die Zeit hier stehen geblieben ist. Die Menschen leben in erbärmlichem Zustand und durch die allgegenwärtige Bodenerosion wird wertvolles Land zerstört. Südafrika hat zwei total unterschiedliche Gesichter! Die zwei Welten im selben Land stimmen uns sehr nachdenklich… Das graue Regenwetter, das das Gebiet ausgerechnet zur Zeit unserer Durchfahrt heimsucht, passt zu unserer Stimmungslage.

In der Meinung, dass ein Abstecher an die Coffee Bay an der Wild Coast, lohnenswert sei und besser Wetter bringen würde, nehmen wir die Fahrt auf uns und bereuen den Entscheid bald: Zum Einen der schlaglochübersäten Strasse wegen und zum Anderen, weil wir das Hole in the Wall, einen Felsen, der durch die wilden Wellen des indischen Ozeans regelrecht durchbohrt wurde, gar nicht erreichen können: Die letzten 11 km sind für uns nicht mehr befahrbar, weil der heftige Regen die schmale und steile Piste ausgewaschen und zu einer Rutschbahn und die zu passierenden Bäche zu reissenden Flüssen gemacht hat. Erst in der Dämmerung und bei strömendem Regen treffen wir in Coffee Bay ein und sind froh, endlich Halt machen zu können. Das war ein langer Reisetag! Man könnte jetzt behaupten, dass sich dieser Abstecher nicht gelohnt hat. Doch: Wir sind zufällig Zeugen von einer grausamen Schlägerei geworden und Sämi hat mit Erfolg die zwei Täter dazu gebracht, vom alleinigen Opfer abzulassen. Wer weiss, ob der junge Mann sonst lebend davon gekommen wäre… Und mindestens so schlimm ist die Tatsache, dass etwa ein Dutzend Leute diesem Gewaltakt tatenlos zugeschaut hat. Sämi ist zwei Tage später noch heiser von seiner «Lauthals-Intervention».

Das Wetter ist leider nicht freundlicher geworden und so lassen wir nach einer weiteren langen Etappe die Transkai hinter uns fahren zu den Drakensbergen, wo wir im Grenzgebiet zu Lesotho «Wander-Herbstferien in den Bergen» verbringen wollen.

 

1. – 8. April 2012: Wanderfreuden in den Drakensbergen, Kindergeburtstag am Strand, auf Tierbeobachtung und Ostereiersuche in KwaZulu Natal

Schön ist die Landschaft der Drakensberge! Da kommen Heimwehgefühle auf… Wir finden schöne Übernachtungsplätze am Fusse des nach Lesotho führenden Sani-Passes und im Lotheni Valley, wo wir sogar Neuschnee auf den höchsten Gipfeln (um die 3400 m.ü.M.) entdecken, im kalten Lotheni Bach baden können und die wunderbare und weite Bergwelt, die grasenden Eland-Antilopen und den einmaligen Sternenhimmel ganz alleine für uns geniessen können. Auch eine kleine Wanderung auf einen Gipfel lassen wir uns nicht entgehen und werden mit toller Aussicht belohnt. Das Königreich Lesotho ist zum Greifen nah.

Aber der Winter ist im Anmarsch und so zieht es uns weiter in wärmere Zonen. Zudem steht Olivia’s Geburtstag an und sie wünscht sich einen Ausflug in einen Nationalpark, wo sie einen wilden Löwen beobachten kann. Leider aber erreichen wir den Hluhluwe-Umfolozi Nationalparks nicht mehr bis zum 5. April und so feiern wir Olivia’s grossen Tag halt am indischen Ozean bei Richard’s Bay. Geburi am Strand feiern ist letztlich auch sehr speziell. Wer weiss, ob und wann Olivia wieder einmal am Meer die Geburtstagskerzen ausblasen kann…

Am Karfreitag verlassen wenden wir dem Meer den Rücken zu und fahren bis kurz vor den Haupteingang des Hluhluwe-Umfolozi NP, um tags darauf früh in den Park zu fahren. Wir wollen doch alles unternehmen, Olivia’s Löwen-Wunsch möglichst erfüllen zu können! Leider scheinen die Tiere frühmorgens noch ein Osterschläfchen zu machen. Jedenfalls sehen wir ausser ein paar Giraffen und Impalas kein einziges Tier und machen irgendwann enttäuscht Mittagspause (wenigstens hat es einen Spielplatz mitten im Park – das verbessert die Kinderlaune im Handumdrehen). Ob wir eben doch noch in den Krüger fahren müssen? Die Frage ist noch nicht ausdiskutiert, da steht das Glück plötzlich auf unserer Seite: Zwei Löwendamen liegen direkt neben der Strasse und lassen sich beim Schlummern an der Sonne bestens beobachten. Olivia und Gian dürfen endlich mal aufs Dach klettern und so geniessen die beiden eine perfekte Sicht auf die zwei Raubkatzen. Aber des Glücks noch nicht genug: Wir begegnen noch insgesamt sechs Nashörnern (darunter ein Baby), fünf Elefanten, zahlreichen Wasserbüffeln, Gnus, Zebras, Giraffen und Impalas und sehen zum Schluss noch ein kleines Krokodil. Hoch zufrieden verlassen wir just bei Sonnenuntergang den Park und freuen uns auf den Osterhasen, welcher doch tatsächlich auch in Südafrika die Kinder beschert.

Am Ostersonntag lassen wir uns den Brunch nicht vom heftigen Wind verderben und ziehen nachher nordwärts bis nach Piet Retief, wo wir unsere Vorräte auffüllen, um dann via Swasiland nach Moçambique zu gelangen.